„Die da oben“, Funk, vom 18. Juli 2023
In Reaktion auf allgemeine Kritik an dem Videoclip „Rechte Politik: Darum geht es WIRKLICH!“ veröffentlicht die Funk-Redaktion ein neues Video, in dem Friedrich Merz zum Thema sprechen darf. Die parteiübergreifende Kritik richtete sich gegen die Vermengung von CDU- und AfD-Positionen und die pauschale Definition dessen, was „rechts“ ist. Das Kind, das Tage zuvor in den Brunnen gefallen ist, wird also nicht darin belassen. Das ist respektabel. Die Rettungsaktion verläuft allerdings holprig. Denn die Gelegenheit, konservative Politikinhalte differenziert zu erklären, wird verpasst. Die CDU und wofür sie steht, erklärt Funk vor allem ex negativo, also damit, wofür sie nicht mehr steht. Kurz: Die CDU in Person von Friedrich Merz steht für das Erhaltenswerte, ohne aber alles erhalten zu wollen. So weit, so gut. Anstatt aber den Fokus auf eben dieses Erhaltenswerte zu lenken, liegt er auf dem, was über Bord geworfen wurde. Als Beispiel dient Merz‘ Interview mit dem queeren Magazin „Fresh“, in dem er sich für das Adoptionsrecht für Lesben und Schwule ausspricht („Meine Partei hat sich zum Glück gewandelt“, vgl. Fresh-Magazin). Funk bedient damit vor allem ein progressives Deutungsschema der Selbstüberwindung. Dieser Aspekt darf zur Erklärung moderner konservativer Politik nicht fehlen. Das Bild aber bleibt substanziell unvollständig. Was ist das Erhaltenswerte? Dies zu betrachten, wäre für den Zuschauer instruktiv, etwa der Erhalt und die (steuerpolitische) Würdigung der Ehe und die Unterstützung eines klassischen Familienbildes, ohne dabei queere Lebensentwürfe herabzuwürdigen. Die Schwierigkeiten der Differenzierung hat Funk erkannt: „Dafür machen wir ja gerade diese Videos!“ sagt der Moderator abschließend. Aber dann sollte er nicht nur erklären, was nicht mehr „rechts“ ist, sondern was es ist.
Wir fordern: Wenn Funk an sich selbst den Anspruch stellt, „rechte“ bzw. konservative Politik ausgewogen zu erklären, braucht es konkrete Beispiele. Die Annäherung an progressive Kräfte als anschlussfähig zu illustrieren, reicht nicht aus.
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