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ARD: Falsche Gleichwertigkeit von Israel und Hamas

Tagesschau, ARD, vom 18. Oktober 2023


Von "False Balance" spricht die Medienforschung, wenn unterschiedliche Perspektiven auf einen Sachverhalt als gleichwertig dargestellt werden, obwohl sie es nicht sind. Mithin wird eine "falsche Ausgewogenheit" hergestellt. Das Theorem kommt oft im Wissenschaftsjournalismus zum Tragen: Perspektiven für und wider eine bestimmte Erkenntnis werden gleichgesetzt, obwohl deutlich mehr Forschungsbelege für eine Seite sprechen.


Gestern erlebten die Zuschauer der ARD-Tagesschau und Tagesthemen falsche Ausgewogenheit im Nahost-Konflikt. Nach der massiven Explosion am al-Ahli-Arab-Krankenhaus berichteten die Sprecher, es herrsche "völlige Unklarheit" darüber, woher die Rakete stammt. Nach dem Zwei-Seiten-Schema wurden Aussagen der Terrororganisation Hamas solchen der israelischen Militärführung gegenübergestellt. Und dies, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits viele Indizien gegen die Hamas-Version einer aus Israel gesteuerten Rakete sprachen.


Damit versagt der ARD-Journalismus in zweierlei Hinsicht:


1. Er stellt eine Terrororganisation mit einem Rechtsstaat gleich.

2. Er verfehlt es, die Indizienlage akkurat wiederzugeben und einzuordnen.



Die Verfehlungen im Einzelnen:

  • Eingangs wiederholt der Tagesschausprecher ungeprüft die Aussage der Terroristen: "Die Hamas berichtet von fast fünfhundert Toten (...)" – Indizien sprechen bereits zu diesem Zeitpunkt dagegen, dazu keine Einordung.

  • Später wird die Opferangabe wiederholt als Aussage des "palästinensischen Gesundheitsministeriums" – das objektiv klingende Ministerium steht unter der Terrorherrschaft der Hamas. Dem ZDF hingegen gelingt eine bessere Analyse mit Blick auf Propagandamotive der Hamas: "Bis Behörden eine so außergewöhnlich hohe Zahl an Opfern gesichert vermelden können, vergehen üblicherweise mehr als nur wenige Stunden."

  • Die von Israel vorgelegten Indizien werden als "vermeintliche Beweise" tituliert

  • Angesprochen auf die Möglichkeit einer fehlgeleiteten Hamas-Rakete, sagt die Korrespondentin vor Ort: "Grundsätzlich ist das im Rahmen des Möglichen" – Auch hier kein Verweis auf gewichtige Indizien und ferner: Wo ist diese Abschwächung in Bezug auf die Opferaussage der Hamas?


Das Ergebnis ist eine falsche Balancierung bei einem Ãœbergewicht der Indizienlage zugunsten Israels. Es ist die Suggestion gleichwertiger Kriegsparteien nach dem Auge-um-Auge-Prinzip, wo es keine Gleichwertigkeit gibt.


Wir fordern:

Der ÖRR sollte keine falsche Ausgewogenheit herstellen, sondern stets unterscheiden zwischen Terror und Krieg. Das heißt: Erstens ist die Gleichsetzung von Terrorakteuren und Kriegsakteuren zu vermeiden. Zweitens sind die propagandistischen Motive der Hamas-Terroristen immer ex-ante skeptisch zu hinterfragen. Statt Ihre Aussagen zu übernehmen, sollten sie eingeordnet werden – unter Terrormotiven. Dem Schwestersender ZDF gelingt dies deutlich besser. Angesichts der eskalierenden, wütenden Massen von Istanbul, Ramallah oder auch Berlin lautet der Off-Kommentar: "Ein voller Erfolg für die Hamas-Terroristen. Ihr Kalkül geht auf."

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Unter dem Dach dieser Initiative werden zunächst zwei Projekte realisiert: Erstens erfolgt in einem ÖRR-Blog eine systematische Analyse der täglichen politischen Berichterstattung des ÖRR insbesondere zu den oben genannten Kofliktthemen. Einseitige und/oder sachlich falsche Berichte werden wir regelmäßig dokumentieren. Diese Befunde werden darüber hinaus in einem Newsletter „Denkzettel ÖRR“ monatlich zusammengefasst und bewertet. Darauf aufbauend erfolgt zweitens eine längerfristig angelegte Studie, die sich dem Thema „Framing im ÖRR“ widmet.

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Der Fokus der Beobachtung liegt dabei auf einem festen Sample reichweitenstarker Nachrichtenformate aus ARD (Tagesschau/Tagesthemen), ZDF (Heute/Heute Journal), Deutschlandfunk (Informationen am Morgen/Mittag/Abend) und dem Jugendformat Funk (u.a. Podcast „Die Woche“). Hinweise und Beschwerden über die Berichterstattung auch aus anderen Sendeformaten nehmen wir gerne unter der E-Mailadresse redaktion@denkfabrik-r21.de entgegen.

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