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Die „Reichen“ und das Elterngeld

Was die Woche wichtig war, Podcast von Funk (ab min 4:00), vom 7. Juli 2023

Der Wochenrückblick von Funk fällt immer wieder dadurch auf, dass er bürgerliche Debattenperspektiven nicht oder stark oberflächlich darstellt. Diesmal geht es um das Elterngeld. Laut Kürzungsvorschlag von Bundesministerin Paus sollen ab 2024 Haushaltseinkommen ab 150.000 Euro nicht mehr für die Ersatzleistung berücksichtigt werden. Das Moderatoren-Duo arbeitet im Zwiegespräch die Debatte auf. Der linksliberale Deutungsrahmen wird dabei deutlich: Gleichstellungserwägungen sprechen gegen die Kürzung, Sparmaßnahmen bei "Reichen" dafür. Schnell ist das Urteil gefällt: Die „Reichen“ kämen auch so über die Runden, meint Moderator Leo Braun. Zudem habe er auch „mal“ mit einer Soziologin gesprochen habe, die sagt, für „diese Leute“ sei das Elterngeld nicht der Grund Kinder zu bekommen oder nicht. Der Zuhörer wartet auf einen Beleg, den Namen der Soziologin, einen Querverweis, etwa auf eine Studie. Vergeblich. Dabei wäre die Frage nach dem sozialpolitischen Anreiz des Elterngeldes für die Familienplanung genau diejenige, die die Lebensrealität junger Menschen abbildet. Ein Vollzeit-arbeitendes Akademikerpaar etwa erreicht schnell die Obergrenze. Wohnt es dann auch noch bspw. im Ballungsgebiet mit hohen Lebenshaltungskosten, dann trifft „diese Leute“ der ersatzlose Wegfall eines Einkommens stark. Die Entscheidung für oder gegen Kinder ist – auch im Einkommenssegment ab 150.00 Euro –sicherlich nicht von der Frage der Ersatzleistung entkoppelt.


Wir fordern mehr Sensibilität für die Lebensrealitäten der gesellschaftlichen Leistungsträger. Den sozialpolitischen Anreiz des Elterngeldes für Besserverdienende bestreitet der Moderator, ohne Belege zu nennen. Das Gegenteil ist nachweislich der Fall: Der Anteil kinderloser Akademikerinnen sinkt seit Einführung des Elterngeldes (vgl. Destatis).

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