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Jeder Zweite angeblich Muslim-Feind: Falschbehauptung im ZDF

Heute / Tagesschau, ZDF / ARD vom 29. Juni 2023

Sowohl ARD als auch ZDF berichteten unsauber bzw. falsch über antimuslimischen Rassismus in Deutschland. „Jungen, die Scheiße bauen“ oder „Mädchen, die verheiratet werden“: Solchen Aussagen, so das ZDF, stimme jeder zweite Deutsche in Bezug auf Muslime zu – und das ist falsch. Zitiert wird der neue Bericht Muslimfeindlichkeit – eine deutsche Bilanz des unabhängigen Expertenkreises Muslimfeindlichkeit. Dieser untersteht der Bundesministerin des Innern. Ein kurzer Blick in die Quellen verrät: Die oben genannten Aussagen sind nicht repräsentativ abgefragt worden, sondern stammen aus einer deutlich kleineren, qualitativen Studie von vor neun Jahren. Eine Doktorandin hat 22 Jugendliche u.a. zu ihren subjektiven (!) Erfahrungen mit Rassismus befragt und diskutieren lassen (vgl. Scharatow 2014, Fareidooni 2016). So wird aus einem Selbsterfahrungsbericht schnell mal eine repräsentative Aussage für die Hälfte der Deutschen. Solch ein gravierender Zitierfehler führt an der Universität zum Durchfallen. Im ZDF schafft er es in die Hauptnachrichten


Wir fragen: Wo blieb hier die journalistische Sorgfaltsflicht? Eine kurze, unaufwändige Prüfung hätte ihr genüge getan. Haltungsjournalismus darf erstens nicht zu Falschbehauptungen führen und gehört zweitens nicht in eine Nachrichtensendung.


Wir fordern: Es gibt Islamfeindlichkeit in Deutschland. Es gibt aber auch berechtigte Kritik an einzelnen Tendenzen eines radikalen Islams, gerade auch von aufgeklärten Muslimen – etwa an fehlender Gleichberechtigung der Geschlechter oder an einem Verständnis von Männlichkeit und Ehre, das auch mit Gewalt verknüpft ist. Der ÖRR muss als Garant und Ermöglicher für einen ausgewogenen Diskurs auch diese legitime Kritik thematisieren, statt einfach die Hälfte der Bevölkerung als Muslimfeinde zu brandmarken.

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R21 – Initiative für einen besseren ÖRR

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Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist eine Errungenschaft, die wir wertschätzen und erhalten wollen. Aber die Klagen über tendenziöse Berichterstattung, über handwerkliche Mängel, über „links-grüne“ Meinungsdominanz nehmen stetig zu. Ebenso wachsen die Zweifel, wie ernst der ÖRR das Ausgewogenheitsgebot seines Programmauftrags nimmt, wenn bei nahezu allen politischen Konfliktthemen, insbesondere bei Klima, Energie, Migration und Identitätspolitik einseitige Narrative verbreitet werden. Die Denkfabrik R21 will mit ihrer „Initiative für einen besseren ÖRR“ sicherstellen, dass das Ausgewogenheitsgebot befolgt und professionelle journalistische Standards eingehalten werden.

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Unter dem Dach dieser Initiative werden zunächst zwei Projekte realisiert: Erstens erfolgt in einem ÖRR-Blog eine systematische Analyse der täglichen politischen Berichterstattung des ÖRR insbesondere zu den oben genannten Kofliktthemen. Einseitige und/oder sachlich falsche Berichte werden wir regelmäßig dokumentieren. Diese Befunde werden darüber hinaus in einem Newsletter „Denkzettel ÖRR“ monatlich zusammengefasst und bewertet. Darauf aufbauend erfolgt zweitens eine längerfristig angelegte Studie, die sich dem Thema „Framing im ÖRR“ widmet.

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Der Fokus der Beobachtung liegt dabei auf einem festen Sample reichweitenstarker Nachrichtenformate aus ARD (Tagesschau/Tagesthemen), ZDF (Heute/Heute Journal), Deutschlandfunk (Informationen am Morgen/Mittag/Abend) und dem Jugendformat Funk (u.a. Podcast „Die Woche“). Hinweise und Beschwerden über die Berichterstattung auch aus anderen Sendeformaten nehmen wir gerne unter der E-Mailadresse redaktion@denkfabrik-r21.de entgegen.

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